Dialog - 33 Grad, 24 Jahre Berufserfahrung, 1. eigenes Produkt
Wie geht es Dir nach den ersten Wochen?
Nach so vielen Jahren in der Möbelbranche mit unzähligen Erfahrungen und Begegnungen freue ich mich riesig darauf, es nun alleine zu wagen. Die heisse Phase hat daher im wahrsten und doppelten Sinne begonnen. Anfang Juli haben die Designer und ich den ersten Prototypen von Produkt 1 sehen und erfühlen dürfen. Ein immer spannender Moment, wenn sich zeigt ob Entwurf und Zeichnung auch im Original stimmig sind und welche Korrekturen es noch braucht. So oft gemacht, aber diesmal war deutlich mehr Vorfreude und einiges mehr an Nervosität dabei. Das Ergebnis stimmt uns alle sehr zuversichtlich und die Freude hält an.
Wie und wo ist die Idee zu Tola Dolza entstanden?
Als die Welt und irgendwie auch ich 2020 vor einer ungewissen Zukunft und etwas noch nie da gewesenem stand, reifte der langjährige Wunsch erstmals konkreter in mir, Unternehmer sein zu wollen. Auf einer kulinarischen Entdeckungsreise und um München etwas zu entfliehen, ging es damals nach Italien in die Region Modena. Dort bin ich an einem tollen Ort auf den Begriff Tola Dolza - aus dem dortigen Dialekt - gestossen. So habe ich wenige Tage später und zurück zu Hause die Webseite bei einem Glas Wein reserviert. Und nun 5 Jahre später und einige Monate nach meinem 50. Geburtstag wird Tola Dolza wahr.
Warum Möbel und Einrichtung?
Schon während meines Abiturs habe ich nebenbei in einem Holzhandel gearbeitet und dort erste Begegnungen mit Familienunternehmen machen dürfen, wobei ich deren Handwerk kennen und schätzen gelernt habe. Die Freude, etwas entstehen zu sehen und einem Raum Ausdruck zu verleihen, wurde da geboren und begleitet mich seither. Wenn dann ein Entwurf noch das Potential hat, über Generationen Begleiter zu sein, dann ist dies für mich perfekt. So lebe ich zu Hause und so suche ich Orte aus, an denen ich mich wohl fühle, an die ich stets gerne zurück denke und im besten Falle zurückkomme.
Was sind die Orte an die Du gerne denkst, wenn Du dies so sagst?
Von einem Händler aus Australien hatte ich immer von Lord Howe Island gehört. Bei meiner letzten Reise dorthin habe ich dann tatsächlich 5 Tage auf der winzigen Insel Sonne und Kraft getankt. Der perfekte Ort für mich - kein Schlüssel (selbst das Auto vom Sheriff war nicht abgesperrt und der Schlüssel steckte), jeder grüßt jeden, die Natur, das Meer und die Strände sind überwältigend und es sieht aus als ob die Zeit die letzten Jahrzehnte dort still stand.
Jährlich im April reisen wir alle nach Mailand und ich verbringe praktisch jeden Abend im Cala Luna - lecker und authentisch für Fischliebhaber und wie heisst es dort so schön „faccio io“. All meine Gäste über die Jahre teilten übrigens meine Begeisterung.
Mein persönliches Highlight für Architektur und Kunst ist das Château La Coste in Südfrankreich und von dort nicht unweit das Hotel Les Roches Rouges direkt am Meer mit dem wunderbaren Bistrot Loudet die Strasse runter.
Für Fisch in der Heimat (egal ob vor Ort oder zum Kochen zu Hause) geht es zu Fisch Witte auf den Viktualienmarkt und sonst immer gerne in die Schumanns Tagesbar oder zu Pietro ins Becco Fino.
Was wünscht Du Dir für Tola Dolza und die Branche?
Was ich so sehr an der Branche mag (bzw. mochte) sind die besonderen Entwürfe und die Charaktere, deren persönlicher Antrieb nie der reine Profit und grosse Absatzmengen sind und waren - wie gerne erinnere ich mich in dem Zusammenhang an ein Gespräch mit Ingo Maurer in seinem Showroom in SoHo zur ICFF in New York. Produkte die mit Liebe zum Entwurf und mit viel Handarbeit hergestellt werden oder aber die in Ihrer Gestaltung so einzigartig sind, dass sich nicht jeder ran traut. Ich erlebe es immer wieder wie Freunde bei mir zu Hause gerade auf diese Stücke reagieren und mich nach Herkunft und Marke befragen. Leider werden diese kleinen und feinen Marken weniger oder verlieren durch Übernahmen großer Gruppen Ihren Ursprung und damit diese Idee Stück für Stück. Mein Ziel ist es, in den kommenden Jahren eine solche Marke aufzubauen, diese über die vielen tollen Fachhändler zu verbreiten und damit neue Lieblingsstücke zu erschaffen.
Dein persönliches Lieblingsmöbel?
Der Schubladenstapel von 1982 aus der Röthlisberger Kollektion. Ich freue mich immer ihn im Handel zu sehen, vor allem da jedes Stück ein Unikat ist. Bei mir zu Hause steht er seit vielen Jahren in der Mitte des Raumes und wirkt von allen Seiten.